Die Idee zu einem Modellbau der Pulverstampfmühle hatte Rainer Thiel im Jahr 2018. Seine persönliche Vorgabe war, das Modell zum 750-Jahr-Jubiläum in 2020 fertig zu stellen – Maßstab 1:20.
Nach alten Lageplänen um das Jahr 1876 sowie Fertigungs- und Funktionsberichten der Pulverfabrik Farrenau begann es mit einfachen Skizzen und realisierbaren Möglichkeiten. Die technische Funktion der Stampfmühle wurde geschildert in alten Dokumenten aus dem Jahr 1876. Dank Kenntnisse in Deutscher Kurrentschrift übersetzte Irene Ehlgen ihm diese Seiten. Konkrete Hilfe im Planungsstadium bekam er in der Person Herrn Siegfried Lukowski, der zudem ein sehr guter Modellbauer ist. Im Jahr 2019 jedoch zog er an den Niederrhein, so dass er für weitere aktive Hilfe kaum noch Zeit bekam.
Nach den alten Übersichtsplänen, aus denen jedoch nur die groben Außenmaße zu ersehen waren, und nach seinen maßgeblichen Angaben, begann Horst Bender kostenfrei und für ihn selbstverständlich die nötigen Zahnräder und das Wasserrad aus dem Kunststoff Polyamid zu fertigen. Anschließend drehte er auch noch die dazugehörigen Wellen aus Stahl. Das jedoch erwies sich als Fehler, denn in dieser Ausführung wäre eine leichtlaufende Anlage kaum möglich gewesen. Daher hat Rainer die Konstruktion geändert. Anstelle von Vollstahl verwendete er jetzt Messingrohre und ließ die erforderlichen Lagerwellenteile aus Messing in Lohnarbeit drehen. Notwendige Lötarbeiten an diesen Antriebswellen übernahm Hans-Peter Krämer, ebenfalls ehrenamtlich. Andreas Menkowski aus Marzhausen fertigte für das Modell die Wasserauffangwanne, die an der Unterseite unterhalb des Wasserrades angebracht ist.
Damit das Modell einfacher zu bauen war, hat Rainer ein paar Änderungen in der Ausführung vorgenommen. So z. B. hat er das Wasserrad ein wenig höher angeordnet, damit auch die Antriebswelle oberhalb der Grundplatte liegt und leichter zu montieren ist. Die Anzahl der Stampfer aus Holz hat er von 18 auf 8 Stück auf jeder Seite reduziert, damit die ganze Anlage übersichtlicher wird. Der originale Arbeitsablauf wird dadurch aber nicht gestört, im Gegenteil – er ist jetzt klarer zu erkennen.
Im Allgemeinen aber ist alles nach seinem Wissensstand genau so angeordnet und gefertigt worden, wie es im Original auf der Farrenau im Betrieb war. Den Zulauf des Wassers zum Antrieb des Wasserrades übernimmt jedoch eine kleine Pumpe anstelle des Wassers aus dem Mühlengraben. Diese befördert das Wasser wie im Original über eine Rinne zum oberschlägigen Antrieb des Wasserrades.
Anfang 2020 stieg Herr Richard Dötsch, ein hervorragender Modellbauer, an Stelle von Herr Lukowski in die Fertigung ein. Auch Richard Dötsch erklärte sich zur ehrenamtlichen Tätigkeit bereit. Da er in Rainers Nachbarschaft wohnt, ist die Zusammenarbeit einfacher und der Bau des Modells machte schnell Fortschritte.
Herr Lutz Eidner, ein befreundeter Schreiner und Metallbaumechaniker aus Müschenbach, unterstützte Rainer bereitwillig bei der Fertigung des Buchenholz-Gerüstes und einigen anderen Einbauteilen aus Holz. Die weitere Fertigung des gesamten Stampfergerüstes incl. Bohrungen, Fräsarbeiten, Holzdrehteilen usw. übernahm Richard Dötsch in seiner gut ausgestatteten kleinen, aber feinen Werkstatt. Hier stand auch die Grundplatte mit dem Aufbau der Anlage, die sich nach und nach vervollständigte. Beim Zusammenbau des Stampfergerüstes hatte Rainer gute Unterstützung seiner Enkelin Edda. Sie kam besser mit den kleinen Schrauben in den Größen M3 und M4 zurecht. Ebenfalls Unterstützung bekam er von Friedhelm Göbel durch maßgerechte Anfertigung von Kunststoffteilen. Das Kunststoffbecken unter dem Mühlrad wurde von Andreas Menkowski aus Marzhausen kostenlos gefertigt. Ein spannender Augenblick war, als die halbfertige Konstruktion zur Probe lief. Die genaue Arbeit in der Planung und besonders in der Fertigung wurde belohnt – alles lief sauber und sehr leicht.
Der weitere Modellbau wurde durch das Corona-Virus verlangsamt. Wir reduzierten unsere gemeinsame Arbeit am Modell. Trotzdem haben Richard und Rainer, jeder für sich, weiter gebaut. So hatte Rainer bald auch die Vorderfront und das Wasserrad incl. Zulaufrinne gefertigt bzw. mit Holz verkleidet.
Richard hatte zwischenzeitlich zur Sicherheit einen E-Motor eingebaut, falls es Komplikationen mit dem Wasserzulauf geben sollte. Die dazugehörige Elektronik baute er an der Rückwand an. Am 14. März war dann der zweite Probelauf. Alles lief reibungslos und zur höchsten Zufriedenheit. Am 17. März wurde dann noch eine Lichtleiste innerhalb des Modells installiert, so dass ein warme Beleuchtung für gute Sicht sorgte.
Der General-Probelauf fand am 29.05.2020 statt. Alles funktionierte reibungslos und zu unserer vollen Zufriedenheit. Mit einer kleinen privaten Feier haben sie sich dann am gleichen Tag selbst belohnt.
Nach dem Bau der Mudenbacher Kirche im Jahr 1995 für die 725-Jahr-Feier (im Auftrag von Inge Schmidt) zusammen mit Hans-Peter Krämer und einigen anderen engagierten Helferinnen und Helfer sind wir auch voll zufrieden mit diesem weiteren Modell der Pulverstampfmühle aus der industriellen Vergangenheit Mudenbachs.
Vielen Dank an die ehrenamtlichen Bauer dieses Geschichtsträchtigen Gebäudes:
Rainer Thiel, Richard, Dötsch, Horst Bender, Siegfried Lukowski, Hans-Peter Krämer, Lutz Eigner, Edda Gatz und Friedhelm Göbel
Videos finden Sie bei Youtube mit dem Suchbegriff: „Mudenbach – Modell Pulverstampfmühle“
Weitere Bilder des Baus können wahrscheinlich gerne bei Rainer angefragt werden.